„Wer sich zutraut bzw. wem Kolleginnen und Kollegen zutrauen bei der Fortentwicklung der KAVO ein Wörtchen mitreden zu können, sollte kandidieren.“ Herbert Böhmer, scheidender Sprecher der Mitarbeiterseite und Michaela Becks im Gespräch über die Mitwirkung am „Dritten Weg“
Herr Böhmer, Sie sind in der aktuellen Amtsperiode Sprecher der Mitarbeiterseite in der Regional-KODA. Im Sommer scheiden Sie aufgrund des Beginns Ihres Ruhestands aus.
Warum sollten sich Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter für eine Mitarbeit in der Regional-KODA interessieren?
Ich würde das gerne differenzieren.
ALLE Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sollten sich für die Arbeit der Regional-KODA interessieren.
Alle haben bei Abschluss ihres Arbeitsvertrages unterschrieben, dass die KAVO in ihrer jeweils gültigen Fassung Bestandteil des Arbeitsvertrages ist. Die Fortentwicklung des Arbeitsvertragsrechtes ist Aufgabe der Regional-KODA und die Beschlüsse haben Wirkung auf jeden Arbeitsvertrag.
ALLE Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sollten durch die Teilnahme an der Wahl denjenigen den Rücken stärken, die die Interessen der Beschäftigten im kirchlichen Dienst in der Regional-KODA vertreten und sich bemühen, in den Verhandlungen mit der Dienstgeberseite das bestmögliche Verhandlungsergebnis für die Mitarbeitenden auszuhandeln.
Wer sich zutraut bzw. wem Kolleginnen und Kollegen zutrauen bei der Fortentwicklung der KAVO ein Wörtchen mitreden zu können, sollte kandidieren. Das trifft ja nicht auf alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zu. Ich würde denjenigen, denen diese Aufgabe interessant erscheint, empfehlen, zuerst einmal einen Blick in die Texte der KAVO zu werfen und sich hier auf der Homepage darüber zu informieren, was die Regional-KODA NW in den letzten Jahren verhandelt und beschlossen hat.
Des Weiteren sollte man Kontakt zu den derzeitigen Mitgliedern aufnehmen und diesen die Fragen stellen, die man noch hat, bevor man sich für die Kandidatur entscheidet. Aber bitte nicht abschrecken lassen – Tarifrecht kann man lernen und es wird sicher auch in der neuen Amtszeit Mitglieder geben, die schon länger dabei sind.
Da interessiert sich nun jemand für die Mitarbeit in der Kommission und die erste Frage ist: Wie viel Zeit muss ich als Mitglied für das Engagement in der Regional-KODA einplanen?
Die Kommission arbeitet ähnlich wie ein Parlament. Viermal im Jahr kommt das Plenum zusammen und berät die Anträge zur Änderung der KAVO, richtet für die Ausarbeitung neuer Bestimmungen Ausschüsse ein und beschließt schließlich über Anträge. Die Plenumssitzungen werden meist in zweitägigen Klausuren der beiden Seiten vorbereitet. Darüber hinaus gibt es noch zwei oder drei Sitzungstage der Mitarbeiterseite. Also muss man mindestens 15 Arbeitstage pro Jahr einplanen. Da die eigentliche (Vor-)Arbeit in Ausschüssen stattfindet, muss man mit weiteren Sitzungsterminen rechnen. Je nach Aufgabe oder Thema des einzelnen Ausschusses kommen dann schnell bis zu fünf Ausschusstermine zuzüglich einer gleichen Zahl an seitigen Arbeitsgruppensitzungen hinzu. Die zeitliche Belastung hängt also vor allem davon ab, in welchen Ausschüssen man mitarbeiten möchte. Die meisten Sitzungen fanden – muss man inzwischen sagen – in Essen oder in Köln statt, so dass man auch die notwendigen Reisezeiten einplanen muss. In den letzten Monaten gab es überwiegend Video-Konferenzen.
Das Amt als Vertreterin der Mitarbeiterinnen in der Regional-KODA ist ein Ehrenamt. Welche Arbeitsbedingungen darf das Mitglied der Kommission erwarten?
„Die Mitglieder der Kommission, die im kirchlichen Dienst stehen, sind zur ordnungsgemäßen Durchführung ihrer Aufgaben im notwendigen Umfang von der dienstlichen Tätigkeit freizustellen, insbesondere für die Teilnahme an den Sitzungen des Plenums und der Ausschüsse und für deren Vorbereitung. […] Die Freistellung umfasst den Anspruch auf Reduzierung der übertragenen Aufgaben.“
So beschreibt es §10 der Regional – KODA Ordnung.
Die KODA-Ordnung enthält im § 5 „Berufung und Wahl der Mitglieder, Wahlrechtsgrundsätze“ die Soll-Bestimmung, dass die „Vertreter der Mitarbeiter […] aus den verschiedenen Gruppen des kirchlichen Dienstes gewählt werden“ [sollen]. Welche Bedeutung hat diese Klausel?
Zunächst muss klar sein: Jedes KODA-Mitglied ist für alle Beschäftigten und alle Themen da.
Die Vielfalt der Berufsfelder, für die die KAVO die arbeitsvertraglichen Regeln bestimmt, ist enorm. Je mehr Einblick in die Realität der jeweiligen Arbeitsbedingungen besteht, umso besser. Es gilt, die Auswirkungen von neuen KAVO-Regelungen und die Bedürfnisse und Erfordernisse in der Breite der Arbeitsfelder im Blick zu haben. Je größer das Spektrum der in der Regional-KODA vertretenen Berufsgruppen ist, desto eher ist das der Fall.
Frau Becks, Sie sind in der aktuellen Amtsperiode der Regional-KODA NW erstmals als Vertreterin der Mitarbeitenden gewählt worden. Welche Vorstellungen hatten Sie von der Arbeit in der Kommission?
Im Vorfeld der Kandidatur hatte ich erfahren, dass es für den Kindergarten Personalersatzstunden geben würde. Darum nahm ich an, dass mein Zeitaufwand sich in diesen Grenzen halten würde.
Die Materie interessierte mich. Ich dachte, dass ich schon ganz gut in der KAVO Bescheid wüsste und somit gut mitarbeiten könnte.
Wie war dann die Realität?
Von den 15 gewählten Mitgliedern der Mitarbeiterseite der Regional-KODA NW waren sieben erstmals gewählt worden: Margret Nowak und ich aus dem Bistum Münster. Acht Kolleginnen und Kollegen waren zum wiederholten Mal gewählt.
Im Rahmen der ersten Vollversammlung der Mitarbeiterseite wurden diverse Arbeitsgruppen gebildet. Deren Mitglieder sollten sich intensiv um bestimmte Themen kümmern und in den paritätisch besetzten Ausschüssen der Regional-KODA für die Mitarbeiterseite mitarbeiten.Ich war überrascht, wie festgezurrt die Rahmenbedingungen waren und dass für mich zunächst kaum eine Möglichkeit bestand, in Ausschüssen mitzuarbeiten. Es war wahrscheinlich auch dem Umstand geschuldet, dass die große Aufgabe bestand, die Reform der Entgeltordnung zu Ende zu bringen. Da war eine sehr hohe Sachkompetenz gefragt. Andererseits war für mich aber auch zu spüren, dass die „alten“ Mitglieder der Mitarbeiterseite, die wiedergewählt worden waren, in „ihren Ausschüssen“ weiter arbeiten wollten.
Ich konnte mich aber schließlich zunehmend einarbeiten. Die hohe Sachkompetenz der Kolleginnen und Kollegen, die schon sehr lange in der Kommission mitarbeiten, war und ist beeindruckend. Sie nehmen aber jeden „Neuling“ mit und erklären gerne die Zusammenhänge, so dass alle auf dem gleichen Wissensstand sind. In Klausurtagungen wird immer notwendiges Wissen vermittelt und erarbeitet. Dies ist auch sehr wichtig, denn irgendwann kommt es dann ja zu Entscheidungen. Wir alle sollen unsere Hand heben für „Ja“ oder „Nein“ zu einem Antrag auf Änderung oder Ergänzung der KAVO. Und dann sollten alle wissen, worum es geht. Schließlich arbeiten wir in der Kommission stellvertretend für die Arbeitsvertragsbedingungen von ca. 60.000 Mitarbeitenden in den fünf Bistümern mit.
Das hört sich aber nun doch nach einem hohen Arbeitsaufkommen an.
Der Zeitaufwand ist bei weitem größer als die Personalersatzstunden für unseren Kindergarten. Und natürlich, je mehr ich mitarbeite in vorbereitenden Arbeitsgruppen und/oder Ausschüssen, umso mehr Zeit muss ich investieren.
Welches Fazit ziehen Sie nach vier Jahren?
Ich finde die Mitarbeit in der Kommission als sehr bereichernd. Man taucht intensiv in die Materie des Dritten Weges ein.
Wer Spaß hat, sich mit Arbeitsvertragsbedingungen auseinander zu setzen, intern – in der Gruppe der Mitarbeitervertreterinnen und -vertreter – und in der Verhandlung mit der Dienstgeberseite, um das Bestmögliche für die Mitarbeitenden in den nordrhein-westfälischen Bistümern zu erreichen, ist dort richtig.